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Fortwährende Gefahr
In Zeiten, in denen Großmachtkonflikte dominieren und regionale Krisenherde wieder anschwellen, könnte man meinen, dass der internationale Terrorismus an Bedeutung verloren hat. Der sogenannte Islamische Staat (IS) ist territorial zerschlagen und auch Al-Qaida (AQ) gilt als geschwächt. Gleichwohl ist der Terrorismus keineswegs weniger gefährlich geworden oder kann gar für tot erklärt werden. Europa und auch Deutschland stehen weiterhin im Fokus des islamistisch motivierten Terrorismus.
Auch wenn Terrorgruppen teils nach unterschiedlichen politischen und ideologischen Zielen streben, so ähneln sie sich doch in ihrer Gewaltstrategie. Sie suchen sich vorzugsweise sogenannte „weiche“ Ziele, um Angst und Schrecken in der Bevölkerung zu verbreiten.
Ein hundertprozentiger Schutz ist quasi unmöglich. Insbesondere radikalisierte Einzeltäter, die sich nicht in einem Terrornetzwerk bewegen, sind im Vorfeld schwer zu identifizieren.
Die verstärkte Zusammenarbeit deutscher Sicherheitsbehörden und ein engerer Austausch auf internationaler Ebene machen es Islamisten jedoch immer schwerer, Fuß zu fassen und ihre Ziele durchzusetzen, sodass sie sich gezwungen sehen, ihre Strategie anzupassen.
Ein Epizentrum des Terrorismus
Wenn wir das Wort Terrorismus hören, denken wir oft an die Terroranschläge vom 11. September 2001 und an die brennenden Türme des World Trade Centers in New York, vielleicht aber auch an Anschläge des IS oder gar an den Attentäter Anis Amri. Zunehmend haben sich jedoch auch lokale Ableger von Terrorgruppen herausgebildet, die destabilisierend auf ohnehin schwache Regionen wirken.
Die Gruppierungen wissen um die Schwächen der Länder und nutzen diese gezielt aus, um sich in den jeweiligen Staaten zu etablieren. Dies ist besonders in afrikanischen Staaten der Fall. IS- und AQ-Zellen konnten in mehreren Staaten Afrikas ihr Operationsgebiet festigen und ausbauen. Die dortigen Erfolge blieben auch der IS-Führung nicht verborgen, sodass diese im Sommer 2022 die Aufmerksamkeit vor allem für Außenstehende bewusst auf ihre Provinzen in Afrika lenkte und den gesamten Kontinent als Gebiet der Einwanderung und des Jihads ausrief.
Laut IEP lag die Zahl der Terroropfer im subsaharischen Afrika bei 3.461 (43% der Terroropfer weltweit)
Auch wenn der Fokus der Terrorgruppen derzeit noch stark regional ausgeprägt ist, sind auch unsere Interessen von der sich verschlechternden Sicherheitslage bedroht. Man denke nur an deutsche Staatsbürger und Unternehmen vor Ort oder gar an die Bundeswehr, die sich im Rahmen einer aktiven Friedenssicherung in Mali mit den Terrorgruppen konfrontiert sieht.
Dabei erkennt vor allem die Al-Qaida-nahe Gruppe Jama’at Nusrat al-Islam wal-Muslimin (JNIM) immer stärker das Potenzial, welches in der prekären Sicherheitslage eines Landes steckt und etabliert sich zunehmend in den Sahel-Staaten.
Weitet sich die Sicherheitskrise auf die Küstenstaaten am Golf von Guinea in Richtung Süden aus, so bestünde die Gefahr, ganz Westafrika zu destabilisieren.
Die Welt im Blick
Die terroristische Bedrohungslage auf der ganzen Welt spiegelt die Bandbreite unseres gesetzlichen Auftrags wider. Aufgabe des Bundesnachrichtendienstes ist es zunächst, Gefahren aus dem Ausland möglichst frühzeitig zu erkennen und in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern Anschläge zu verhindern. Darüber hinaus haben wir auch eine Verantwortung gegenüber unseren deutschen Soldaten, die im Ausland stationiert sind. Um sie zu schützen, entwickeln wir präzise Lagebilder und bewerten die Risiken vor Ort.
Dr. Bruno Kahl, BND-Präsident:
"Terrorismus ist am gefährlichsten, wenn wir glauben, dass er uns nichts angeht."
Neben der klassischen Anti-Terror-Arbeit und dem Schutz der Bundeswehr zählt es zu unseren Aufgaben, sich mit möglichen zukünftigen Entwicklungen zu beschäftigen. Unsere Analystinnen und Analysten versuchen einen Blick in die Zukunft zu werfen, indem sie beispielsweise die Expansionsbestrebungen einer Terrorgruppe im Auge behalten und abschätzen, wie sich diese auf die Sicherheit in der Region oder auf das Migrationsgeschehen auswirken kann.
Mittels dieser strategischen Vorausschau sind wir besser für die Zukunft gewappnet und stellen sicher, dass unsere Bundesregierung entschlossen handeln kann.